Markus Jokl, Robert Kratky, Judith Hartweger, Lis Pichler und Klaus Schwertner - Pressefoto Gruft Winterpaket

© Stefanie Steindl © STEFANIE J.STEINDL

Caritas und Robert Kratky bitten um Spenden für Gruft-Winterpaket: „Obdachlosigkeit darf uns nicht kalt lassen!“

Caritas fordert Reformen und sieht starke Nachfrage nach Quartieren. 1 Schlafsack + 7 warme Mahlzeiten=1 Gruft Winterpaket.

Die Caritas beobachtet bereits einen starken Andrang nach warmen Schlafplätzen für obdachlose Menschen. „Die Temperaturen sinken und die Nachfrage nach wärmenden Betten steigt“, betonte Caritasdirektor Klaus Schwertner bei einem Pressetermin in der Obdachloseneinrichtung Gruft. „Aktuell liegt die Auslastung in den verschiedenen Notquartieren bereits bei knapp 95 Prozent. Auch hier in der Gruft ist die Nachfrage bereits groß.“ Gemeinsam mit Robert Kratky machte Schwertner am Donnerstag auf aktuelle Entwicklungen in der Wohnungslosenhilfe aufmerksam. Sein Fazit: „Die aktuelle Teuerungskrise hat bei vielen Menschen Spuren hinterlassen. Die Schlangen bei unseren Lebensmittelausgaben bleiben lang und auch in unseren Beratungsstellen begegnen wir vielen Menschen, für die die steigenden Kosten im Bereich Wohnen und Energie zu einem immer größeren Problem werden. Aus unserer Sicht ist klar: Wer einen Anstieg der Obdachlosigkeit verhindern will, muss jetzt handeln!“ Bereits heute gelten in Österreich knapp 20.000 Menschen als wohnungslos, 60 Prozent davon leben in Wien. 239.000 Menschen leben in Wohnungen, die sie nicht angemessen warmhalten können. Zuletzt hat auch die Zahl der Delogierungen in zahlreichen Bundesländern wieder zugenommen. Schon jetzt sind laut Schätzungen der Caritas einige hundert Menschen in Wien akut obdachlos und stehen auf der Straße – viele auch dann, wenn wie aktuell, noch genügend Notquartierskapazitäten vorhanden sind. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlendes Vertrauen, psychische Erkrankungen, Scham oder etwa auch der Wunsch nach Privatsphäre. „Unser Motto ist daher ganz klar: Mehr Betten, mehr Streetwork, mehr Hilfe, damit kein Mensch auf der Straße erfriert!“ Unterstützung erhielt Schwertner von Robert Kratky, der das Streetwork-Team der Caritas bei der Arbeit begleitet hat. Kratky appellierte an Zusammenhalt in schwierigen Zeiten: „Es ist erschütternd zu sehen, wie viele Menschen von Armut betroffen sind. Wir waren etwa bei einer Suppenausgabestelle der Caritas in Wien. Es waren sofort zwei Dutzend Leute da, um sich ein warmes Abendessen zu holen. Das ist traurig und man geniert sich auch dafür, dass es einem selbst so gut geht und man das oft nicht zu schätzen weiß. Auf der anderen Seite weiß man aber auch: Wir können alle etwas tun. Die Leute von der Caritas tun das hauptberuflich oder auch ehrenamtlich mit einem ungeheuren Zeitaufwand, dafür haben sie sich Dank und Respekt verdient. Und noch mehr freuen sie sich sicher über die 70 Euro für ein Winterpaket der Caritas. Denn damit wird ihre Arbeit erst möglich.“

Caritas: Mehr als 1.800 Notquartiers- und Wohnplätze in Wien und 18.000 Nächtiger in der Gruft

Insgesamt stellt die Caritas aktuell mehr als 1.880 Beherbergungsplätze in Wien zur Verfügung. Darunter 210 Plätze in 6 Notquartieren, unter anderem in der Gruft. „Aktuell geben wir 237 warme Mahlzeiten pro Tag aus. 60 Betten sind beinahe jede Nacht voll ausgelastet. Von November 2022 bis jetzt haben 18.558 Menschen in der Gruft übernachtet“, betonte Judith Hartweger, Leiterin der Gruft. Um auch jene Menschen zu erreichen, die den Weg in die Quartiere nicht finden, hat die Caritas Anfang November das Streetwork-Angebot ausgeweitet. Die Teams sind täglich auf Wiens Straßen im Einsatz. Auch die mobilen Suppenbusse der Caritas fahren an 365 Tage im Jahr aus – bis zu 200 Liter werden pro Abend verteilt, insgesamt rund 90.000 Teller Suppe pro Jahr.“

Bereits 1.660 Anrufe beim Caritas-Kältetelefon seit Anfang November

Hartweger und Schwertner bitten auch die Bevölkerung um Unterstützung: „Das Kältetelefon hilft uns, Schlafplätze zu finden, Schlafsäcke zu verteilen und Menschen in Notquartiere zu bringen. Die Rechnung ist einfach: Je mehr Menschen die Nummer in ihre Handys einspeichern, umso besser können wir helfen.“ Unter 01/480 45 53 ist es sieben Tage die Woche, rund um die Uhr erreichbar. Privatpersonen können Hinweise zu Schlafplätzen von obdachlosen Menschen geben, Streetworker*innen können diese dann möglichst zeitnah aufsuchen – in medizinischen Notfällen wird weiterhin geraten, sich an die Rettung zu wenden. Alleine im vergangenen Jahr wurde die Nummer mehr als 9.700 Mal gewählt. In den vergangen vier Wochen wurden 1.660 Anrufe verzeichnet. In 50 Fällen gelang es, bereits am Telefon ein Notquartier zu vermitteln. Darüber hinaus haben die Streetworker*innen in dieser Zeit 708 Orte angefahren und 571 Menschen angetroffen. 16 Klient*innen wurden von den Streetworker*innen in ein Notquartier gebracht. „Diese Hilfe kann Leben retten!“

Reformen gefordert und Spenden erbeten!

Schwertner unterstrich, dass die Winternothilfe der Stadt Wien und Fonds Soziales Wien gemeinsam mit Hilfsorganisationen wie der Caritas eine enorm wichtige Hilfe darstellt, die in dieser Form in ganz Europa einzigartig ist. „Wien braucht den Vergleich mit anderen Großstädten sicher nicht zu scheuen. Wir würden uns aber wünschen, dass die Winternothilfe auch zu einem fixen Bestandteil über die Sommermonate wird. Denn Obdachlosigkeit gibt es an 365 Tagen im Jahr.“ Richtung Bund fordert die Caritas einmal mehr die Reform der Sozialhilfe und einen Aktionsplan für leistbares Wohnen. „Der Mietpreisdeckel der Regierung wird wenig bringen. Was es braucht ist eine Reform der Sozialhilfe und eine Ausrichtung am tatsächlichen Wohnbedarf der Menschen.“ Ohne Spenden wäre ein großer Teil der Caritas-Hilfe nicht möglich. Schwertner: „Das gilt für die Gruft und es gilt auch für den Kältebus, die Suppenbusse oder etwa unsere Arztpraxis auf Rädern. Wir können diese Arbeit nur leisten, wenn sie von vielen Menschen mitgetragen wird.“ Schwertner und Kratky: „Unsere Bitte lautet daher: Lassen wir Menschen, die es jetzt besonders schwer haben, nicht alleine: Helfen Sie und spenden Sie mit 70 Euro ein Gruft Winterpaket – bestehend aus 1 winterfestem Schlafsack und 7 warmen Mahlzeiten. Die Hilfe kommt an. Die Hilfe wärmt. Danke.“

Fotos und Video von Robert Kratky beim Nachtstreetwork: https://wolke.caritas-wien.at/s/9YJG8jsJ6PLptmP (PW: Gruft-Winterpaket-2023)

Caritas Spendenkonto

IBAN: AT163100000404050050
BIC: RZBAATWW
Kennwort: "Gruft Winterpaket"

Online-Spenden: www.gruft.at oder wirhelfen.shop/winterpaket