FORMA

FORMA - Lagebericht zur Zwangsverheiratung in Österreich

Bitte beachten Sie, dass das Veröffentlichungsdatum der endgültigen Studie auf Ende August verschoben wurde. Vielen Dank für ihr Verständnis.


Hintergrund

Österreich ist nicht frei vom Phänomen Zwangsheirat, das eine gravierende Menschenrechtsverletzung darstellt; das wahre Ausmaß ist nicht bekannt. Die Kriminalstatistik bildet nur die „Spitze des Eisbergs“ ab, da diese Straftat und damit verbundene Problemlagen nach wie vor stark untererfasst sind. Zwangsverheiratung geht oftmals mit Vorbereitungshandlungen außerhalb Österreichs einher und spielt sich zudem im schwer zugänglichen, höchstpersönlichen Lebensbereich ab. Des Weiteren erschweren konzeptuelle Abgrenzungsprobleme, etwa zur Aufenthalts- oder Scheinehe und zu ausbeuterischen Formen im Zusammenhang mit Menschen- bzw. Kinderhandel, sowie mangelnde Ursachenforschung sowohl eine effektive Strafverfolgung als auch einen adäquaten Opferschutz. Jüngst präsentierte die EU eine Überarbeitung der Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels, welche Zwangsheirat als mögliche Ausbeutungsform explizit in die Definition von Menschenhandel aufnimmt. 

Aufbau der Studie

Ausgehend von der aktuellen österreichischen und internationalen Rechtslage, einschließlich Judikatur und einschlägiger menschenrechtlicher Standards, nimmt das Projekt zunächst eine grundsätzliche Begriffsschärfung und konzeptuelle Abgrenzungen vor. Daran knüpft eine multidimensionale Ursachenanalyse als Basis für die Erarbeitung von Risikoprofilen an sowie die Analyse, welche Daten für die Identifikation von Problemlagen insbesondere auf Seiten potentieller Opfer benötigt werden und wie solche Daten erhoben werden könnten. Schließlich entwickelt das Projekt Vorschläge für präventives Handeln in potentiellen Risikolagen.

  • Internationale rechtliche Rahmenbedingungen
  • Nationale rechtliche Rahmenbedingungen
  • Multidimensionale Ursachenanalyse
  • Erarbeitung von Risikoprofilen
  • Erarbeitung von Handlungsempfehlungen

Um das Ausmaß möglichst umfassend und realistisch zu erfassen, versucht das Projekt anhand verschiedener Fallkonstellationen, alle Formen von Zwangsverheiratungen aufzuzeigen.

Es werden folgende Fragen untersucht: Welche Aspekte und Ursachen spielen eine Rolle? Worin liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten? Was bedeutet überhaupt „Zwang“? Kann es sich um Umgehungsformen von Aufenthaltsbestimmungen durch eine Person handeln, wenn diese Opfer von Zwang und/oder Ausbeutung, vielleicht sogar von Menschenhandel, geworden ist? Welche Rolle spielen Familienstrukturen, Perspektiven- bzw. Bildungslosigkeit sowie ökonomische und soziale Abhängigkeiten?

Einen eigenständigen Fokus richtet das Projekt auch auf die Situation von Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf „Kinderehen“ bzw. Früh- und Zwangsverheiratungen. Als genderbasierte Gewaltform richtet sich Früh- und Zwangsheirat vordergründig gegen Mädchen, aber keineswegs ausschließlich. Jedenfalls müssen in diesem Kontext Genderaspekte (und damit einhergehend auch die Rolle von Männern und Burschen) in der Ursachenanalyse miteinbezogen werden.

Ein interdisziplinäres Projektteam, das sowohl rechtswissenschaftliche als auch praktische Erfahrungen mit direkt Betroffenen einbringt, gewährleistet, dass Forschung und Praxis zielorientiert verknüpft werden. Trends und zukünftige Herausforderungen werden herausgearbeitet und Handlungsmöglichkeiten für staatliche Akteure, Opferschutzeinrichtungen und für Betroffene selbst werden signifikant erweitert.

In diesem Sinn versteht sich das Projekt auch als Beitrag zu evidenzbasierter Migrationspolitik und allgemein zu Migrationsforschung in Österreich.

Gefördert von

Das Projekt „FORMA" wird gefördert bzw. finanziert im Rahmen des Programms KIRAS durch das Bundesministerium für Finanzen und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft abgewickelt.