Caritas: ãDie nŠchste Bundesregierung muss echte Gleichstellung vorantreiben und weibliche Armut bekŠmpfen!Ò

Foto der PK v. l. mit Doris Anzengruber, Klaus Schwertner, Nora Tšdtling-Musenbichler, Janina Enachescu © StefanieJSteindl

Caritas: „Die nächste Bundesregierung muss echte Gleichstellung vorantreiben und weibliche Armut bekämpfen!“

Die Caritas warnt in der aufkeimenden Budgetdebatte vor Sparmaßnahmen am falschen Ort. „Die nächste Bundesregierung sollte tunlichst nicht dort sparen, wo Investitionen aktuell am dringendsten gefordert sind: Beim sozialen Zusammenhalt in unserem Land“, betont Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. Gemeinsam mit Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, und Dr.in Janina Enachescu von der Statistik Austria machte Tödtling-Musenbichler am Mittwoch darauf aufmerksam, dass es in Österreich in besonderer Weise Frauen sind, die unter den Folgen der Krisen leiden: „Ein Blick in unsere Einrichtungen zeigt: Armut ist in Österreich weiblich. Insbesondere sind es Alleinerziehende – zu 83 Prozent Frauen – die besonders stark betroffen sind. Wir fordern von der Politik Reformen zur Armutsbekämpfung und gezielte Reformen, die Frauen entlasten und zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen.“ Dass Armut in Österreich weiblich ist, zeigt auch eine aktuelle Sonderauswertung der Statistik Austria im Auftrag der Caritas. Eine Längsschnittanalyse der „So geht’s uns heute“-Daten über zwei Jahre (Q4 2021 – Q1 2024) macht die Auswirkungen der letzten Krisenjahre – von der Corona-Pandemie bis zur Inflationskrise – deutlich. Klaus Schwertner: „Wir sehen schwarz auf weiß, dass bestehende soziale Ungleichheiten – etwa jene, die auch im 21. Jahrhundert noch zwischen Frauen und Männern in Österreich und weltweit bestehen – in Krisenzeiten weiter verstärkt werden. Der Befund ist eindeutig: Armut ist kein Schicksal, sie ist Folge ungerechter Strukturen.“

Statistik Austria: Prekäre Situation für weibliche Alleinerziehende
Der Bericht der Statistik Austria zeichnet ein eindeutiges Bild: „In den vergangenen Jahren haben besonders Alleinerzieherinnen eine Verschlechterung ihrer Situation wahrgenommen. Während zu Jahresende 2021 mit 19 % rund ein Fünftel der Alleinerzieherinnen angaben, Schwierigkeiten zu haben mit ihrem Einkommen auszukommen, verdoppelte sich dieser Wert zum 3. Quartal 2022 auf beinahe 38 % und lag zu Jahresbeginn 2024 noch immer bei knapp 32 %. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren lag der Anteil derer, die Schwierigkeiten hatten mit ihrem Einkommen auszukommen, zwischen Jahresende 2021 und 2023 fast gleichbleibend bei rund 16 % und ging im 1. Quartal 2024 auf 13 % zurück“, sagt Janina Enachescu, Projektleiterin der Statistik Austria-Befragung zu sozialen Krisenfolgen, bei der Pressekonferenz zur Präsentation der Ergebnisse.

Tödtling-Musenbichler: „Schluss mit den Gender Gaps – strukturelle Reformen jetzt“
Die Gründe für weibliche Armut sind vielfältig: Nach wie vor sind Frauen für den Großteil der Care-Arbeit zuständig, sowohl in den eigenen Familien als auch in der Gesellschaft. Täglich leisten sie fast zwei Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer, arbeiten häufiger in Branchen mit niedrigen Löhnen und sind dementsprechend öfter von Sozialleistungen abhängig. Tödtling-Musenbichler: „Die Ungleichheiten verringern sich, aber es geht viel zu langsam. Wir brauchen echte Gleichstellung und ein Ende der Gender Gaps!“ Die Kernforderungen gegen Gender Gaps und für eine echte Gleichstellung sind laut Caritas-Präsidentin die Anerkennung von Care-Arbeit, der Ausbau der institutionalisierten Care-Möglichkeiten und höhere Gehälter in frauenspezifischen Berufen. „Konkret heißt das, wir brauchen endlich Halbe-Halbe! Wir brauchen gesetzliche Rahmenbedingungen für eine faire Verteilung und Bewertung von Care-Arbeit – von der Kinderbetreuung bis zur Pflege. Außerdem fordern wir eine hochwertige und flächendeckende Kinderbetreuung, Ganztagsschulen und Pflege-Angebote. Und, last but not least, brauchen wir bessere Arbeitsbedingungen und höhere Entlohnung in frauenspezifischen Bereichen, damit Frauen wirtschaftlich unabhängig sein, sich selbst vorsorgen und Altersarmut verhindern können. Wir sehen es als eine der ganz großen Herausforderungen für die kommende Bundesregierung, endlich echte Gleichstellung umzusetzen!“

Schwertner: „Reform der Sozialhilfe & Unterhaltsgarantie als Sofortmaßnahmen“
Bis strukturelle Änderungen greifen, brauchen armutsbetroffene Frauen in akuten Notlagen rasche Unterstützung. Schwertner: „Die Krisen der vergangenen Jahre haben tiefe Spuren hinterlassen. Steigende Mieten, horrende Energiepreise und hohe Inflationsraten setzen Armutsbetroffenen stark zu. Die kommende Bundesregierung muss jetzt eine Reform der Sozialhilfe in Angriff nehmen. Wir brauchen eine echte Grundsicherung mit einheitlichen Kinderrichtsätzen und mit Mindeststandards anstelle von Deckelungen, damit Betroffene aus der Armutsspirale kommen können. Und wir müssen alles tun, um Kinderarmut in Österreich abzuschaffen. Das ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens. “ Als weitere Maßnahmen, die insbesondere für armutsbetroffenen Frauen wichtige Erleichterungen bringen würden, benennt die Caritas die Erhöhung der Ausgleichszulage sowie eine Unterhaltsgarantie für alle Kinder.

Wie hilft die Caritas
Die Caritas unterstützt armutsbetroffene Menschen mit einem breiten Hilfsangebot, das auch spezielle Angebote für armutsbetroffene Frauen und deren Kinder beinhaltet – etwa in den Sozialberatungsstellen, Mutter-Kind-Häusern, Wohnhäusern und Tageszentren für obdachlose Frauen, in den pfarrlichen Lebensmittelausgabestellen und an vielen anderen Orten der täglichen Caritasarbeit.

Spendenmöglichkeiten:
Mit 50 Euro können die Sozialberatungsstellen der Caritas Mütter und ihre Kinder mit einem vollen Einkaufskorb unterstützen.

Erste Bank
BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560
Kennwort: Not im Inland

Mehr Informationen zur Sonderauswertung der Statistik Austria unter https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/einkommen-und-soziale-lage/soziale-krisenfolgen.

Wir bedanken uns herzlich bei Erste Bank und Sparkassen für die langjährige Unterstützung der Caritas Inlandskampagne.