„Armut und Bildung werden in Österreich noch immer vererbt. Für Kinder aus armutsbetroffenen Familien sind die Hürden auf dem Bildungsweg größer und sie sind auch stärker gefährdet, im Erwachsenenalter selbst von Armut betroffen zu sein,“ betont Caritasdirektor Klaus Schwertner bei einem Medientermin an einer Wiener Volksschule. „Wir wissen: Bildung ist die beste Armutsprävention. Deshalb müssen wir alle Kinder auf die Bildungsreise mitnehmen - unabhängig vom Einkommen und der Lebenssituation der Eltern.“ Dass Armut immer auch ein Mangel an Möglichkeiten bedeutet, ist im Bildungsbereich deutlich sichtbar. So stehen Ausgaben von rund 2.200 Euro pro Kind und Schuljahr einer steigenden Anzahl von armutsbetroffenen Familien gegenüber. 336.000 Menschen in Österreich sind massiv von Armut betroffen - besonders häufig Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern. Sie können sich eine ausreichende Förderung ihrer Kinder schlicht nicht leisten. Schulen versuchen hier auszugleichen, aber sie können die steigenden Herausforderungen nicht alleine schultern. Schwertner: „Umso wichtiger sind Projekte wie FREI.Spiel, die bei der frühen und individuellen Begleitung benachteiligter Kinder unterstützen. Und umso wichtiger wäre es auch, dass die nächste Bundesregierung jene große Bildungsreform auf den Weg bringt, auf die mehr als eine Million Schüler*innen und 76.000 Lehrer*innen in ganz Österreich schon so dringend warten.“
Dorith Salvarani-Drill gründete FREI.Spiel vor zehn Jahren: „Ich wollte mich aktiv für faire Bildungschancen engagieren. Es ist unser aller Verantwortung, jedem Kind in Österreich die besten Bildungs- und Zukunftschancen zu ermöglichen. Bildung schafft zufriedene und selbstbestimmte Menschen. Das ist die Basis für ein friedliches und demokratisches Zusammenleben.“ Freiwillige besuchen als FREI.Spieler*innen regelmäßig Bildungseinrichtungen, unterstützen gezielt benachteiligte Kinder und entlasten damit auch Pädagog*innen. Auf Wunsch der Gründerin übernimmt die Caritas das erfolgreiche Projekt.
FREI.Spiel, Lerncafés und NextGenBuddies für mehr Bildungsgerechtigkeit
Das neu übernommene Projekt FREI.Spiel ergänzt nun bestehende Bildungsprojekte der Caritas. Etwa die 69 Lerncafés in ganz Österreich, in denen derzeit etwa 2.100 Schüler*innen aus sozial benachteiligten Familien von rund 1.000 freiwilligen Helfer*innen kostenlos beim Lernen unterstützt werden. Beim Projekt NextGenBuddies, einer gemeinsamen Initiative von Billa, Wirtschaftsuniversität Wien und Caritas, werden Studierende zu Lern- und Freizeit-Buddies von Kindern aus Einrichtungen der Caritas. Die Projekte haben gemeinsam, dass es nicht nur um reine Lernunterstützung geht. Vielmehr soll den Kindern die Freude an Wissen, Selbstbewusstsein und eine positive Zukunftsperspektive vermittelt werden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Bildungsschwerpunkt mit FREI.Spiel jetzt noch weiter ausbauen können. Dorith Salvarani-Drill hat gemeinsam mit hunderten Freiwilligen ein großartiges Projekt geschaffen, das für viele Kinder einen konkreten Unterschied macht und für Pädagog*innen eine wichtige Unterstützung bedeutet. Es ist uns eine Ehre, ein solches Vorzeigeprojekt weiterführen zu dürfen,“ bedankt sich Schwertner bei FREI.Spiel-Gründerin Salvarani-Drill.
Bildungspolitischer Auftrag an die nächste Bundesregierung
In der Bildungspolitik wünscht sich die Caritas ein klares Bekenntnis dazu, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung hat - unabhängig vom Einkommen der Eltern und der Muttersprache. Ob mit oder ohne Behinderungen. Auf die nächste Bundesregierung, wie auch immer sich diese zusammensetzen mag, warten große Herausforderungen. So fordert die Caritas einen Ausbau qualitativ hochwertiger Bildungs- und Betreuungsangebote, ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr und eine Ausweitung von inklusiven Bildungsangeboten. Ganzheitliche und ganztägige Schulformen wird es ebenso mehr brauchen wie kostenlose Förderungsmaßnahmen und außerschulische Lernangebote. Schwertner: „Wir plädieren auch für einen gut umgesetzten Chancenindex, der die Bildungschancen unserer Kinder gerade an benachteiligten Schulstandorten erhöht. In Hamburg, den Niederlanden oder auch in Kanada sieht man, wie wirksam diese Maßnahme ist.“ Und weiter: „Wenn wir Kindern so früh wie möglich die notwendige Unterstützung bieten, ist es nicht nur ein Gewinn für sie, sondern für uns als Gesellschaft insgesamt.“