Im vergangenen Jahrzehnt lebten mehr als 100 wohnungslose, vom Leben auf der Straße gezeichnete Menschen im fortgeschrittenen Alter in dem sozial betreuten Wohnhaus der Caritas.
Mit 66 Jahren auf der Straße zu leben, kostet noch mehr Kraft als in jungen Jahren. Im Haus Allerheiligen der Caritas haben eben solche Menschen seit einem Jahrzehnt ein neues Zuhause gefunden: Knapp 130 wohnungslose Menschen in fortgeschrittenem Alter lebten und leben hier im 20. Wiener Gemeindebezirk. Es sind Menschen, die oft über einen langen Zeitraum hinweg kein Dach über dem Kopf hatten. Das Durchschnittsalter der Frauen und Männer liegt bei 66 Jahren. Das Haus Allerheiligen ist ein Ort, an dem diese Menschen ihren letzten Lebensabschnitt in Würde verbringen können.
„Wir sehen heute, dass Obdachlosigkeit viele Gesichter hat. In den letzten Jahren ist es uns gelungen, ein differenziertes Angebot in der Caritas Wohnungslosenhilfe aufzubauen. Das Haus Allerheiligen ist ein ganz wichtiger Teil eben dieses Angebots. Wir betreuen hier vor allem betagte Bewohnerinnen und Bewohner. Menschen, die oft viele Jahre auf der Straße gelebt haben“, betonte Alexander Bodman anlässlich der Feierlichkeiten am Freitag. 51 möblierte Kleinwohnungen, die meisten sind als Einzelwohnungen konzipiert, stehen 54 KlientInnen zur Verfügung.
Der Fonds Soziales Wien fördert das Haus mit über 500.000 Euro jährlich. Bei einem gemeinsamen Pressetermin betonte Peter Hacker, Geschäftsführer des FSW: „Bei allen Veränderungen und Weiterentwicklungen in der Wiener Wohnungslosenhilfe während der letzten zehn Jahre braucht es dennoch immer Orte wie das Haus Allerheiligen. Nicht für alle Menschen ist es ein erstrebenswertes und erreichbares Ziel, wieder allein in einer eigenen Wohnung zu leben – hier können diese Menschen zur Ruhe kommen und finden ein dauerhaftes Zuhause.“
Von den harten Bedingungen langer Obdachlosigkeit gezeichnet, leiden viele BewohnerInnen unter schweren Erkrankungen. Ein multiprofessionelles Team (SozialarbeiterInnen, WohnbetreuerInnen, ErgotherapeutInnen, GesundheitsbetreuerInnen), freiwillige MitarbeiterInnen und BegleiterInnen des mobilen Hospizes sorgen für die nötige Unterstützung. Soweit es möglich ist, können BewohnerInnen auch die letzten Stunden ihres Lebens im Haus Allerheiligen verbringen und hier sterben.
„Als Caritas bieten wir akut obdachlosen Menschen an 365 Tagen im Jahr an vielen Orten dieser Stadt auf sehr niederschwellige Art und Weise ein Dach über dem Kopf. In sehr vielen Fällen werden wir dabei vom FSW unterstützt – so auch hier im Haus Allerheiligen. Für diese Zusammenarbeit möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. Diese Zusammenarbeit ist es auch, die mich für die kommenden Monate zuversichtlich stimmt: Denn der nächste Winter kommt bestimmt. Und auch in der kalten Jahreszeit muss gelten, dass in Wien niemand unversorgt auf der Straße stehen darf. Als Caritas werden wir hier selbstverständlich unseren Beitrag leisten“, betonte Bodmann abschließend.
Die Caritas der Erzdiözese Wien bietet über 1.000 Wohn- und Schlafplätze sowie Notunterkünfte für wohnungslose Menschen in 18 verschiedenen Einrichtungen.