30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und zehn junge Erwachsene erhalten ein vorübergehendes Zuhause und altersgerechte Betreuung
Am Weltflüchtlingstag eröffnete die Caritas im Flüchtlingshaus St. Gabriel im Kloster der Steyler Missionare in Maria Enzersdorf eine Wohngemeinschaft für 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) mit zehn zusätzlichen Nachbetreuungsplätzen für junge Erwachsene. Die Jugendlichen sind zwischen 14 und 21 Jahre alt und ohne ihre Familien aus Krisenregionen wie Afghanistan und Pakistan geflohen. Sie haben oft traumatische Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf ihrem Fluchtweg erlebt. „Junge Flüchtlinge stellen eine besonders schutzbedürftige Gruppe dar. Nach den Gefahren und Unsicherheiten der Flucht, die die Minderjährigen ohne Eltern bewältigt haben, ist eine altersgerechte Unterbringung und Betreuung während des Asylverfahrens und darüber hinaus unerlässlich“, sagt Caritasdirektor Michael Landau. Die ersten jungen Flüchtlinge leben seit Mai in St. Gabriel. Ein Team aus SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen und PsychologInnen betreut die jungen Menschen rund um die Uhr. Hier erhalten sie Tagesstruktur, etwa durch Deutschkurse und andere Bildungsangebote sowie durch Sport -und Kulturaktivitäten.
Landau: „Kinder gehören nicht in Großlager. Sie gehören in Häuser wie dieses.“
Im Oktober des Vorjahres machte die Initiative „Gegen Unrecht – Kinder gehören nicht ins Gefängnis!“ von Amnesty International Österreich, Caritas, Diakonie und SOS-Kinderdorf auf die Situation in der überbelegten Flüchtlings-Erstaufnahmestelle in Traiskirchen aufmerksam. Sieben von neun Bundesländern erfüllten ihre Asylquote nicht. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich rund 600 Kinder und Jugendliche in Traiskirchen, einige von ihnen unter 14 Jahren, die alleine nach Österreich geflüchtet waren. Im Flüchtlingslager gab es für sie keine adäquate Betreuung, keine Möglichkeit, Deutsch zu lernen oder zur Schule zu gehen. Als Reaktion auf die hohe Zahl an Minderjährigen in der Erstaufnahmestelle trat die Caritas an das Land Niederösterreich mit einem Konzept für die Errichtung einer UMF-Wohngemeinschaft heran. „Kinder gehören nicht in Großlager. Sie gehören in Häuser wie dieses“, betont Landau bei der Eröffnung. Er bedankt sich bei den Verantwortlichen des
Landes Niederösterreich für die konstruktive Zusammenarbeit, die eine Eröffnung des Standortes ermöglicht hat: „Das Haus St. Gabriel macht im Kleinen deutlich, wie erfolgreiche Asylpolitik in ganz Österreich im Großen aussehen könnte: Getragen von mehr Mitmenschlichkeit und von einer Perspektive, die nicht vornehmlich die Außengrenze des eigenen Landes, sondern den Flüchtling selbst vor Augen hat.“
Caritas in Maria Enzersdorf: 21 Jahre Erfahrung in der Flüchtlingsbetreuung
Pater Josef Denkmayr, Provinzial der Ordensprovinz Österreich (Steyler Missionare): „Als internationale missionarische Ordensgemeinschaft sind wir mit über 6.000 Menschen in über 60 Ländern dieser Erde vertreten. Mitbrüder aus allen Kontinenten sind hier in Österreich tätig. Die Kulturbegegnung und der Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen sind uns ein besonderes Anliegen, und wir sind froh, dass in unserem Haus Menschen in Not aus verschiedensten Herkunftsländern eine Heimat finden.“
Die Caritas hat in St. Gabriel seit 1992 über 3.000 Flüchtlinge aus über 30 Ländern beherbergt und betreut. Vor 21 Jahren wurde das Haus anlässlich der Bosnienkrise ins Leben gerufen, als die Steyler Missionare Räumlichkeiten im Paulustrakt des Missionshauses zu Verfügung gestellt haben. Seit 2004 ist St. Gabriel eine Einrichtung für AsylwerberInnen im Rahmen der Grundversorgung, seit 2009 liegt ein Fokus auf der Unterbringung und Betreuung von psychisch und physisch kranken AsylwerberInnen im Rahmen der Sonderbetreuung. Anfang 2013 wurde beschlossen, dass die Caritas zusätzlich weitere Flächen übernimmt, um eine neue Heimat für junge Flüchtlinge und knapp 30 neue Plätze für schwer kranke erwachsene Menschen zu schaffen. Insgesamt bietet die Caritas im Haus St. Gabriel 140 Plätze für AsylwerberInnen an. „Es freut uns, dass wir die Flüchtlingshilfe hier gemeinsam mit der Caritas intensivieren und ausbauen können. Als bunte Ordensfamilie wollen wir damit auch Zeugnis geben, dass ein interkulturelles Miteinander möglich ist“, so Denkmayr.