Prälat Leopold Ungar JournalistInnenpreis 2009 von Caritas und Raiffeisen vergeben

Mit dem Prälat Leopold Ungar Preis wurden am 9. November die beiden Falter-JournalistInnen Donja Noormofidi und Thomas Wolkinger in der Kategorie Print ausgezeichnet. Doris Stoisser (Ö1) ist die Hörfunk-Preisträgerin, in der Kategorie TV hat ORF-Thema Journalistin Rike Fochler überzeugt. Einen Sonderpreis für besondere journalistische Leistung vergibt die Jury an Meinhard Mühlmann von Hitradio Ö3. Für den renommierten Preis haben heuer so viele JournalistInnen wie noch nie eingereicht: Insgesamt 122 JournalistInnen, davon 25 in der TV-, 44 in der Hörfunk- und 53 in der Kategorie Print. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar bereits zum sechsten Mal von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 15.000 Euro dotiert.

„Mit dem Preis zeichnen wir herausragende Leistungen von Journalistinnen und Journalisten aus, die den mutigen Weg einer engagierten, anwaltschaftlichen und widerspenstigen Berichterstattung einschlagen. Diese Journalistinnen und Journalisten tragen mit ihrer Arbeit ganz wesentlich dazu bei, den Grundwasserspiegel der Menschlichkeit hoch zu halten“, so Caritasdirektor Dr. Michael Landau. „Sie unterstützen uns als Caritas ganz wesentlich in unserem Auftrag, konkrete Menschen mit konkreten Schicksalen sichtbar zu machen, mit einer vorurteilsfreien, umfassenden und sensiblen Berichterstattung. Gerade im Vorfeld des europäischen Jahres 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung müssen soziale Themen ausreichend Platz in der medialen Berichterstattung finden, um in Europa eine Wende in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft zu schaffen.“

„Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten mit Rückgrat. Wer über jene berichtet, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt leben, braucht viel persönlichen Einsatz. Denn Quoten und Reichweiten verlangen in der Regel nach anderen Schlagzeilen. Gerade in der Auseinandersetzung mit sozialen Themenfeldern zeigt sich die Qualität eines Journalisten, einer Journalistin - da geht es nicht nur um das Handwerk. Wer über die sozialen Brennpunkte berichtet, muss nicht so selten auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit für diese Artikel und Sendungen kämpfen“, so Raiffeisen Generalanwalt Dr. Christian Konrad.
„Wir wollen daher gemeinsam mit der Caritas zeigen: Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten, die sich auch für Menschen und Themen einsetzen, die möglicherweise als unangenehm und störend empfunden werden“, betont Konrad.

Beeindruckende Bandbreite der ausgezeichneten Beiträge

Sozial und menschenrechtlich engagierter Journalismus braucht mitunter längere Formate. Das zeigt sich am Text von Donja Noormofidi und Thomas Wolkinger. In ihrer Reportage im Falter Steiermark, „Protokoll einer Ausbeutung“, ist es vorbildlich gelungen, die auseinanderklaffenden Realitätsebenen in der - in diesem Fall Grazer - Betteldiskussion zu schildern. Entstanden ist eine Sozialreportage von aktueller politischer Brisanz. Bemerkenswert auch die (scheinbare) Selbstverständlichkeit des Zugangs zum Thema: Die AutorInnen haben zum Recherchieren eine Dolmetscherin mitgenommen. So kommen sie an Bettlerin Anna L. und die anderen Bettler heran.

Doris Stoisser gewinnt mit „Karntn is lei ans – Die Geschichte einer Abschiebung“, in der Ö1-Reihe Hörbilder. Ihre Sendung handelt von drei Familien, die auf Weisung von Landeshauptmann Jörg Haider per Autobus aus Villach ins Lager Traiskirchen transportiert. Den Familienmitgliedern wurde vorgeworfen, in der Silvesternacht an einer Rauferei beteiligt gewesen zu sein – eine Beschuldigung, die sich als falsch herausgestellt hat. Doris Stoisser beleuchtet den Fall von allen Seiten und lässt alle Parteien zu Wort kommen. Eindrucksvoll stellt sie die Fluchtgründe dar, die Lebensgefahr in Tschetschenien selbst und die Gefahren der Flucht. Mit den Mitteln des Feature, mit einer pointierten, aber immer allen journalistischen Objektivitätsgeboten gerecht werdenden Gestaltung, gelingt ihr ein eindrucksvolles, nachhaltiges Bild eines speziellen Falls der Umsetzung der österreichischen Asylpolitik.

„Geschichten aus der Tiefe der Gesellschaft, berührende Schicksale und Menschen, die uns etwas zu sagen haben. Beispiele, wie man ein Leben meistern kann, so spannend und trotzdem so seriös erzählt, wie es eben Würde und Achtung vor den Menschen gebietet“, lautet die Jurybegründung für den Beitrag von Rike Fochler. Sie gehört seit Jahren zu den journalistischen SpitzengestalterInnen in Österreich. Ihre Themenpalette ist groß, reicht von Wissenschaft über Gesundheit und Soziales und immer versteht sie es, den menschlichen Aspekt in den Vordergrund zu stellen. Neben ihrem inhaltlichen und menschlichen Zugang zu den Geschichten ist ihr besonders kreativer Umgang mit Bild, Ton und Musik hervorzuheben. Dafür aber vor allem für die wahrhaft hoffnungsspendende Reportage über die Liebe im Alter verleiht ihr die Jury den Prälat Ungar JournalistInnen Preis 2009.

Einen Sonderpreis vergibt die Jury an Meinhard Mühlmann für die Berichterstattung über die „schönste Muttertagsaktion aller Zeiten“, mit der tausende Hörerinnen und Hörer mobilisiert wurden, gemeinsam die Einrichtung eines neuen Mutter-Kind-Hauses zu ermöglichen. Der Ausgezeichnete gestaltet seit vielen Jahren für Ö3 Berichte und Reportagen über soziale Themen. Mit seinen Beiträgen gelingt es Mühlmann, in der für dieses Radioformat notwendigen Kürze Information zu vermitteln und Emotion zu wecken. Seine Beiträge drücken nicht auf die Tränendrüse, sondern informieren klar und ungeschminkt. Die Jury spricht ihre Anerkennung auch dem ganzen Team von Ö3 für die Muttertagsaktion aus.

Anerkennungspreise für hervorragende journalistische Leistungen wurden in der Kategorie Hörfunk an Markus Müller-Schinwald, Christian Brüser, Matthias Däuble und Philip Scheiner vergeben. In der Kategorie TV wurden Houchang und Tom-Dariusch Allahyari, Stefanie Berger und Gerhar Tuschla ausgezeichnet. Als erste Online-Journalistin freute sich Maria Sterkl über eine Auszeichnung, zwei weitere ausgezeichnete Print-Beiträge stammen von Inge Baldinger und Gabriele Vasak.

Der Medienpreis ist für die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien ein besonders wichtiger Teil der Partnerschaft mit der Caritas der Erzdiözese Wien, die auch in der Unterstützung des Mobilen Hospiz Teams oder in der Kardinal Franz König Patenschaft für die Gruft ihren Ausdruck findet.