Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Südsudan 2013 musste ein Drittel der Bevölkerung fliehen. Der Konflikt hat zahlreiche Menschenleben gefordert und Lebensgrundlagen zunichtegemacht. Zahlreiche Schulen mussten geschlossen werden oder wurden sogar zerstört.
Die Bildungskennzahlen für den Südsudan sind unter den Schlechtesten weltweit. UNICEF schätzt, dass über eine Million Kinder im Volksschulalter nicht zur Schule gehen. Vor allem Mädchen sind vom Schulzugang ausgeschlossen, nur etwa jedes dritte Mädchen geht zur Schule. Zudem ist es sehr schwierig, gut ausgebildete lokale Lehrer*innen zu finden. Das liegt einerseits daran, dass es zu wenige Ausbildungsstätten gibt, und andererseits, dass Lehrer*innen in den öffentlichen Schulen außerordentlich schlecht bezahlt werden und sich deshalb oft nach einer anderen Arbeit umsehen. Im Südsudan mangelt es an mindestens 24.000 VolksschullehrerInnen.
Bildung als Schlüssel
Die Caritas will gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation `Solidarity with South Sudan` dieser Entwicklung entgegenwirken. Dazu unterstützt die Caritas das LehrerInnenausbildungszentrum in Yambio, wo pro Jahr bis zu 50 Lehrer*innen ausgebildet werden. Begabte Student*innen mit guten Noten in Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch sowie ersten Berufserfahrungen aus dem ganzen Land werden hier aufgenommen und in einer 2-jährigen Ausbildung zu GrundschullehrerInnen ausgebildet. Sechs von den am STTC ausgebildeten LehrerInnen bekommen darüber hinaus die Möglichkeit am Tangaza University College in Nairobi zu studieren. Die Abschlüsse des Ausbildungszentrums werden von den staatlichen Behörden anerkannt und geschätzt. Bereits die Hälfte der AbsolventInnen des Jahres 2018 haben bereits eine Anstellung an einer Grundschule gefunden.
Matthew (Name geändert) studiert am STTC und steht nun kurz vor seinem Abschluss. Er kann es kaum erwarten sein Wissen weiterzugeben: „Unser Land braucht Lehrer*innen, die eine Veränderung herbeiführen.“ Matthew hat am STTC Mitstudierende aus allen Ecken des Landes und verschiedenster ethnischer Gruppen kennengelernt. Viele davon sind gute Freund*innen geworden. Ihm ist nun klar: „Wir sind alle SüdsudanesInnen, egal welcher ethnischen Gruppe wir angehören. Nur gemeinsam können wir eine gemeinsame, friedvolle Nation aufbauen.“
Das weiß auch Schwester Margret, die Leiterin des Lehrer*innenausbildungszentrums. Gleichbehandlung ist ihr ein großes Anliegen. Nicht nur von unterschiedlichen ethnischen Gruppen, sondern vor allem auch von Frauen und Männern. „Über 90% der Analphabet*innen im Land sind Frauen. Frauen machen nur ca. 12% des gesamten Lehrpersonals aus“, erklärt Schwester Margaret. Ein Großteil der Mädchen bricht die Schule aufgrund von früher Schwangerschaft oder Heirat vorzeitig ab. Ein besonderer Schwerpunkt des STTC liegt daher auf der Unterstützung und Förderung von jungen Frauen.
Eine dieser jungen Frauen ist Nafisa (Name geändert). Die angehende Lehrerin kennt die Herausforderungen der Frauen im Südsudan: „Meine Mutter hatte nie die Möglichkeit eine Ausbildung zu machen und konnte nie einen Beruf erlernen. Nach dem Tod meines Vaters musste sie allein für die gesamte Familie sorgen. Ich habe als erste Frau in der Familie die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen und Lehrerin zu werden.“