Vorurteile und Diskriminierung, Mehrsprachigkeit sowie Frauen, Männer und Rollenbilder – das waren die Themen, mit denen sich drei Klassen der Landesberufsschule Neunkirchen in den vergangenen Monaten im Rahmen des Caritas-Projekts „ZusammenReden macht Schule“ auseinandergesetzt haben. Besonders positiv fanden die SchülerInnen die „lockere Atmosphäre“, das viele Diskutieren und die Offenheit, mit der über verschiedenste Themen gesprochen werden konnte.
„Sich mit Worten statt mit Fäusten wehren…“
Mit Vielfalt, Vorurteilen und Diskriminierung befasste sich der erste der drei Workshops im März dieses Jahres. „Mädchen verstehen nichts von Technik“, „Ausländer können kein Deutsch“ oder „Alte Menschen sind grantig und ausländerfeindlich“ – beim gemeinsamen Sammeln von Vorurteilen wurde bald klar, dass wir alle diskriminierende Aussagen kennen und selber von diesen betroffen sein können – als Frau, als Mann, aufgrund der Herkunft oder eines körperlichen Merkmals. Vorurteile kränken, machen aggressiv oder hilflos – aber es gibt viele Möglichkeiten, mit denen man solchen „Stammtischparolen“ entgegentreten kann. Von absurden Interventionen á la „Du hast eine Spinne am Hals“ über „MitstreiterInnen holen“ bis hin zu „aus dem Raum gehen“ wurden verschiedenste Strategien in Form von Rollenspielen ausprobiert.
„Schwul“ sollte kein Schimpfwort sein
Im zweiten Workshop befassten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Rollenbilder und Sexismus. Dabei zeigte sich, dass oft der Raum fehlt, um über eigene Erfahrungen, einschränkende Geschlechtsrollenbilder und mögliche Strategien gegen Sexismus und Homophobie zu diskutieren. „Wie sich Mädchen fühlen/fühlen können, wenn man ihnen nachpfeift, habe ich nie gedacht, ein gutes Seminar“ und „Man sollte generell offen sein“ waren demnach einige Erkenntnisse aus den vier Stunden.
Spannend fanden die SchülerInnen auch, dass beispielsweise Facebook in den USA nicht nur weiblich/männlich als Selbstbeschreibung zur Auswahl stellt, sondern von „bigender“ über „transsexuell“ bis zu „cis male/cis female“ eine Vielzahl an Geschlechtsidentitäten auswählbar sind und damit auch gesellschaftliche Realitäten sichtbar macht.
Polnisch, Georgisch, Öberösterreichisch und Ghettoslang
Im letzten Workshop wurde die sprachliche Vielfalt in der Klasse deutlich: Acht verschiedene Sprachen werden in den Familien, in der Schule oder in der Freizeit verwendet; zählt man verschiedene Dialekte dazu oder Sprachen, in denen nur einige Wörter gesprochen werden, sind es noch einige mehr. Dass das „Code-Switching“, also das Mischen verschiedener Sprachen, eine große Ressource darstellt und Ausdruck von einem hohen Sprachvermögen ist, wurde deutlich, als die SchülerInnen ihre eigenen mehrsprachigen Texte schrieben und performten – z.B. im von manchen Jugendlichen als „Wiener Neustädter Ghettoslang“ bezeichneten Jugendsprache, welche Ausdrücke u.a. aus dem Hochdeutschen, Niederösterreichischen, Englischen und Spanischen mischt. Weltweit werden zwischen 6.000 und 8.000 Sprachen gesprochen, also um ein Vielfaches mehr als es Staaten gibt – und dass auch Österreich mehrsprachig ist, wurde während des Workshops einmal mehr bewiesen.
„ZusammenReden macht Schule“ ist ein Projekt der Caritas der Erzdiözese Wien. Es wird gefördert vom Europäischen Integrationsfonds, dem Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Bildung und Frauen, den Gemeinden Ebreichsdorf und Korneuburg sowie den Schulgemeinden der PTS Baden.
Nähere Informationen finden Sie unter www.zusammenreden.net