Workshopreihe für SchülerInnen und LehrerInnen im Rahmen des Caritas-Projekts „ZusammenReden macht Schule“ an der Polytechnischen Schule Ebreichsdorf
Vorurteile und Diskriminierung, Mehrsprachigkeit sowie Frauen, Männer und Rollenbilder – das waren die Themen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler der Polytechnischen Schule in Ebreichsdorf in den vergangenen vier Wochen im Rahmen des Caritas-Projekts „ZusammenReden macht Schule“ auseinandergesetzt haben. Die LehrerInnen waren ebenso Teil der Zielgruppe und diskutierten im Rahmen einer schulinternen LehrerInnenfortbildung über den Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer.
Auch die Lehrerinnen und Lehrer sind gefordert
„Wir freuen uns über die Fortsetzung des Caritas-Projektes an unserer Schule“, betonte Direktorin Silvia Benig-Hamberger, die schon im Jahr 2012 am Projekt teilgenommen hatte. „Auch wenn wir hier keine großen Probleme haben, ist eine Auseinandersetzung mit Themen rund um Integration und Vielfalt auch im Sinne der Prävention wichtig.“ Aktuelle Problematiken wie Dschihadismus und Radikalisierung wurden während der Fortbildung genauso diskutiert, wie strukturelle Herausforderungen im Lehralltag: „Dass LehrerInnen keine Supervision erhalten, ist ein großer Missstand. Es würde vieles erleichtern und Probleme frühzeitig lösen helfen“, so eine Lehrerin. Alicia Allgäuer von der Caritas bekräftigte, dass es Teil des Konzeptes sei, die Lehrpersonen aktiv in das Projekt einzubinden, Wissen und Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.
„Eingreifen, bevor es zu spät ist“
Mit Vielfalt, Vorurteilen und Diskriminierung befassten sich auch die Schülerinnen und Schüler im ersten der drei Workshops. „Jugendliche können nicht grüßen“, „Menschen mit vielen Tattoos sind gruselig“, „Ausländer wollen nicht arbeiten“, oder „Schwule sind keine echten Männer“ – beim gemeinsamen Sammeln von Vorurteilen wurde bald klar, dass wir alle diskriminierende Aussagen kennen und selber von diesen betroffen sein können – als Frau, als Mann, aufgrund der Herkunft oder eines körperlichen Merkmals. Die Möglichkeiten und Strategien, mit denen man solchen „Stammtischparolen“ entgegentreten kann, wurden anschließend in Form von Rollenspielen ausgiebig geübt.
Farsi, Kärntnerisch und Albanisch
Im zweiten Workshop wurde die sprachliche Vielfalt in der Klasse deutlich: 12 verschiedene Sprachen werden in den Familien, in der Schule oder in der Freizeit verwendet; zählt man verschiedene Dialekte dazu oder Sprachen, in denen nur einige Wörter gesprochen werden, sind es noch einige mehr. Dass das „Code-Switching“, also das Mischen verschiedener Sprachen, eine große Ressource darstellt und Ausdruck von einem hohen Sprachvermögen ist, wurde deutlich, als die SchülerInnen ihre eigenen mehrsprachigen Texte schrieben und performten. Anders als in manch anderen Schulen ist in Ebreichsdorf klar: „Alle Sprachen sind gleich viel wert. Im Unterricht sprechen wir Deutsch, aber in den Pausen sind wir mehrsprachig!“
„Schwul“ sollte kein Schimpfwort sein, „alle verdienen Respekt“
Im dritten Workshop befassten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Rollenbilder und Sexismus. Dabei zeigte sich, dass oft der Raum fehlt, um über eigene Erfahrungen, einschränkende Geschlechtsrollenbilder und mögliche Strategien gegen Sexismus und Homophobie zu diskutieren. Besonders gut fanden alle die in Mädchen und Burschen getrennten Reflexionsgruppen, in denen es leichter fiel, sich innerhalb der Peer Group offen auszutauschen. Einigkeit bestand jedenfalls am Ende darin, dass es viele verschiedene Geschlechtsidentitäten gibt, gängige Schönheitsideale nicht wirklich schön sind und „man auf sich selbst stolz sein soll“.
„ZusammenReden macht Schule“ ist ein Projekt der Caritas der Erzdiözese Wien. Es wird gefördert vom Europäischen Integrationsfonds, dem Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Bildung und Frauen, den Gemeinden Ebreichsdorf und Korneuburg sowie den Schulgemeinden der PTS Baden.
Nähere Informationen unter www.zusammenreden.net