„Worte können verletzen“

Migration, Integration und Vielfalt sind zunehmend zu belasteten Begriffen geworden, auch unter Jugendlichen. Die Workshopreihe „ZusammenReden macht Schule“, die von der Caritas Wien – Asyl und Integration Niederösterreich durchgeführt wird, setzt sich gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern mit Fragen auseinander, die das Zusammenleben in einer vielfältigen (Klassen)-Gemeinschaft prägen. In der Landesberufsschule Wiener Neustadt wurde der vierteilige Workshopzyklus mit vier 2. Klassen bereits erfolgreich abgeschlossen.

Eine Flucht erleben
Der erste Halbtag stand ganz im Zeichen von Flucht und Asyl. Im Rahmen eines Planspiels konnten die SchülerInnen in die Rolle von Flüchtlingen schlüpfen und am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, fliehen zu müssen: Unsicherheit und Angst, gefährliche und lange Fluchtwege bzw. hohe Kosten dafür, lange Wartezeiten im Asylverfahren und die dauernde Angst vor einer negativen Entscheidung. „Jetzt kann ich mir besser vorstellen, was es heißt, flüchten zu müssen“, so eine Schülerin im Anschluss.

„Es gibt mehr Sprachen als gedacht“
Überrascht waren manche SchülerInnen beim zweiten Workshop, dass weltweit zwischen 6500 und 8000 Sprachen gesprochen werden. „Sprachen lernen ist interessant“, befanden auch einige SchülerInnen nach dem Nachmittag zum Thema Mehrsprachigkeit, „jetzt habe ich wieder Motivation dafür bekommen“. Überrascht war auch so manche/r über die Vielfalt an Sprachen in der eigenen Familiengeschichte: so wurden nach Anrufen bei Mutter, Onkel oder Oma bulgarische, italienische, polnische, tschechische u.a. Wurzeln (wieder)entdeckt. Aber auch unterschiedliche Dialekte werden von SprachwissenschafterInnen durchaus als eigene Sprachen anerkannt. So entspann sich etwa eine spannende Diskussion mit zwei Schülerinnen aus Loosdorf über den Einfluss des Jenischen auf den Loosdorfer Dialekt.

Männer, Frauen und Gleichberechtigung
Im dritten Workshop ging es schließlich um Männer- und Frauenbilder, Sexismus in Werbung und Musik und unterschiedliche Rollenerwartungen. Dabei zeigte sich einerseits, wie offen und reflektiert junge Leute mit diesen Themen umgehen, andererseits aber auch, dass sexistische, frauenfeindliche und homophobe Inhalte von den Jugendlichen nach wie vor höchst unterschiedlich bewertet werden. Die meiste Begeisterung erntete die getrennte Reflexionsrunde, in der jeweils Mädchen und Burschen „unter sich“ über ihre Erfahrungen mit Sexismus und Rollenerwartungen sprechen konnten. Fazit war u.a., dass Sexismus heutzutage überall vorkommt, und: „Worte können verletzen“.

„Vorurteile verletzen und machen aggressiv“
Eine unbekannte Sprache sprechen, die schöne Frisur des Gegenübers loben, MitstreiterInnen holen oder doch einfach aus dem Raum gehen? Diese und andere Strategien im Umgang mit Vorurteilen und diskriminierenden Äußerungen wurden beim letzten Workshop in Wiener Neustadt gemeinsam mit der Klasse erarbeitet und in Rollenspielen ausprobiert. Dabei durfte es durchaus spielerisch, experimentell und kreativ zugehen; auch absurde Antworten können in manchen Situationen helfen: „Du hast eine Spinne am Hals!“ oder „Kannst du das auch rückwärts sagen?“ kann mitunter entwaffnender für das Gegenüber sein, als eine inhaltliche Diskussion zu beginnen. 


„ZusammenReden macht Schule“ ist ein Projekt der Caritas Wien (Asyl & Integration NÖ);  es wird gefördert vom Europäischen Integrationsfonds, dem Land Niederösterreich, den Gemeinden Ebreichsdorf und Korneuburg sowie den Schulgemeinden der PTS Baden.
Näherer Informationen finden Sie unter www.zusammenreden.net